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Milena Aguilar - Radierung




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Wenn man meine Arbeiten sieht, könnte man meinen, dass das Thema Vergänglichkeit mein Hauptinteresse ist. Ich kann es nachvollziehen, da man ein Gewirr und Getummele von toten Insekten sieht und ich die einzelnen Tiere so auf der Straße oder in der Natur aufsammle. Eigentlich ist es ein tragischer Moment, in dem ich sie porträtiere, aber ich habe nie bewusst diesen Moment so empfunden. Man kann über die Vergänglichkeit nachdenken, indem man über das Leben erzählt. Ich beobachte das Insekt lange, versuche meine eigenen Gedanken auszuschalten und die einzelnen Linien und Verdichtungen nachzuzeichnen. Besonders wichtig sind mir dabei die Augen der Tiere, da diese ausdrücken, dass es ein Lebewesen war. Trotz der gleichen Gattungen sind die Tiere doch alle unterschiedlich. Eine Fliege sieht trotzdem anders aus als die andere Fliege. Vielleicht sind die Augen ein wenig kleiner oder die Beinhaltung anders. Es ist so, als wäre die eine Fliege wie ein entfernter Verwandter der anderen. So kommt es, dass ich mir Gedanken mache wie ich die Insekten auf dem Blatt platziere. Manche Verwandte verstehen sich ja manchmal nicht......Jede Form braucht ihren Raum und ihren Zwischenraum, der Raum, in dem nichts ist. Dadurch entsteht eine Konversation, eine Spannung oder Harmonie. Es ist so, wie es ist und hat in sich eine völlige Selbstverständlichkeit, so, wie es auf die Platte radiert wird. Ich benutze unterschiedliche Techniken, um ein Gefühl für das Tier zu bekommen. Schmetterlinge sind in Vernis Mou gezeichnet, um die Weichheit und Empfindlichkeit, des Tieres zu vermitteln. Strichätzungen ätze ich in verschiedenen Stufen, dabei unterscheide ich von zarten Härchen und dicken Leibern, indem ich die nicht zu ätzenden Stellen immer abdecke. Zarte Kaltnadeln verschwinden oft im Hintergrund. Die verschiedenen Techniken verstärken den räumlichen Eindruck, da manche in den Vordergrund vortreten und manche im Hintergrund verschwinden. Manchmal zeichne ich die Tiere auch aus verschiedenen Perspektiven, so hat man den Eindruck, sie flögen aus dem Bild heraus. Es ist so, als würde man die Uhr zurückdrehen.

Milena Aguilar, 2011